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Diese Frage sollten wir uns stellen, wenn es um digitale Organisationsentwicklung geht – eine Virtualisierung von Teams und Organisationen, von Online-Meetings, Workshops, Trainings, Konferenzen und von Kommunikation im Allgemeinen.

Ich möchte den Ursprung der Frage im Titel aufgreifen, an einem aktuellen Beispiel illustrieren und dann auf die Virtualisierung der Organisation zurückkommen…

Warum ist diese Frage so relevant?

Der große, kurzsichtige Fehler, nämlich Lösungen einer früheren (Medien-) Technologie in eine völlig neue Logik zu transferieren, wurde schon viel zu oft gemacht. Er fällt in die Kategorie: „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!

Es gab (zu) oft Versuche, alte Lösungen im neuen Gewand erscheinen zu lassen. So wurden etwa zu den Anfängen der Bewegtbilder sehr bald auch Werbe-Filme produziert. Die Grundlage und Kernkompetenz damaliger Werbetreibender waren Jahrzehnte der Print- und Plakatproduktion – in Layouting, Typografie, Gestaltung, Artwork, Texten, usw. Also was war daher naheliegender, als Plakate oder printtaugliche Sujets zu entwickeln, diese dann abzulichten und mehr oder weniger animiert mit einer Tonspur zu versehen – fertig waren die ersten Werbefilme (siehe „Bulova Time“ unten).

Die Selbstbedienungs-Supermarktkasse

Ein viel aktuelleres Beispiel liefert die Automatisierung von Supermarktkassen. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie mit einem vollen Einkaufswagen an eine SB-Kasse geraten und dort ein Vielfaches Ihrer Zeit, Ihrer Nerven und Ihrer Geduld investieren müssen, um dann hoffentlich doch irgendwann Ihren Einkauf abschließen zu können? Meine persönliche Customer Experience ist dabei immer schrecklich. Warum? Weil irgendjemand versucht hat, eine „alte Lösung“ – die Kasse – technologisch neu abzubilden. Diese Lösung braucht aber niemand. Sie ist für den Müll.

Im Kontrast dazu ist die bisher einzige mir bekannte Lösung für einen digitalisierten Supermarkt Amazon go. „Go“ steht nämlich für: Reingehen – Sachen nehmen – rausgehen. Fertig! Den Rest übernehmen Sensorsysteme, Kameras, Algorithmen, Userdaten und Billingsysteme – eine innovative und intelligente Lösung, die auf neuen Technologien basiert und den Nutzen maximiert.

Neue (virtuelle) Organisation braucht neue Lösungen

Zurück also zur Virtualisierung der Organisation… Natürlich haben mittlerweile schon alle gelernt, ein Smartphone zu bedienen, ins WLAN einzusteigen und eine Skype-Session zu starten. Ich fürchte nur, das wird für eine zukunftsfähige und effektive (digitale) Organisationsentwicklung nicht reichen. Virtuelle Organisation, remote Work, online Kommunikation und andere Formate, die auf den Einsatz von Digitaltechnologien mit meist verteilten Teilnehmer*innen beruhen, sind eine völlig neue Form.

Was werden diese benötigen…?
Ja, genau: 
Völlig neue Kompetenzen und Lösungen!

Diese basieren natürlich weiterhin auf fundamentalen Erkenntnissen zu sozialen Systemen, Psychologie und menschlicher Kommunikation, aber selbst diese Fundamente transformieren sich durch den Einfluss neuer Medien – was alle Eltern pubertierender Kinder mit einem Smartphone sofort bestätigen werden.

Darüber hinaus benötigt es aktuellste Kompetenzen, die oftmals noch nicht sehr breit vorhanden sind, aus den Feldern:

  • User Experience Design
  • Technologien
  • Digitale Medien
  • Wahrnehmungspsychologie
  • Medien-Didaktik
  • Tools
  • Security

um nur die Wichtigsten zu nennen, sowie ein innovatives „digital“ Mindset, diese Kompetenzen für neue Lösungen zum Einsatz zu bringen und sich damit auf einen Weg zu machen, der mitunter weit weg führt von den bisher bekannten Pfaden, Strukturen und kulturellen Mustern einer Organisation.

So besteht derzeit eine große Chance, Weichen richtig zu stellen, dadurch alte Muster zu überprüfen oder manche zu verwerfen und jetzt sowohl in Experimenten kompetente Lösungen für Ihre Organisation auszuprobieren als auch diese zukunftsfähig und strategisch zu etablieren.

Dieser Beitrag von Jan A. Poczynek ist erstmals im April 2020 auf LinkedIn erschienen.

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